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Jüdische Gemeinde und Gemeindehaus

Steht man vor dem stattlichen Haus Marburger Straße 9, fällt einem möglicherweise zuerst die imposante Treppe auf. Ob das Haus wohl einmal eine repräsentative Aufgabe hatte?

Und in der Tat: Obwohl als Wohnhaus errichtet, erwarb es Isaak Bachenheimer 1896 für die jüdische Gemeinde. In der unteren Etage wurden ein Betsaal, ein Schulraum und eine Lehrerwohnung eingerichtet.  Die oberen Etagen waren an nichtjüdische Familien vermietet.

Der Betsaal hatte eine für sakrale Zwecke geeignete Raumhöhe von ca. 3,20 Metern. Der Thoraschrein mit dem davor gestellten Vorlesepult befand sich zwischen den beiden östlichen Fenstern. Den Frauen stand das nördliche Drittel des Raumes zur Verfügung, das sie durch eine separate Tür betreten konnten.  Der Frauenbereich war durch eine dünne Wand mit Durchbrüchen vom übrigen Betraum abgetrennt.

Am Abend des 9. November 1938 wurden die Fensterscheiben eingeschlagen und das Inventar des Betsaals zerstört und auf die Straße geworfen. Am Morgen danach fanden Schulkinder auf ihrem Weg zur Schule einige aus dem Betsaal stammende Gegenstände in dem offenen Bach, der damals die Bahnhofstraße bis zum Bahnhof hinunterfloss. Die Gegenstände tauchten später nie wieder auf.

Vor den Deportationen der Juden im Dezember 1941 und im Mai 1942 nach Riga und Sobibor/Majdanek übernahm die Bezirksstelle Hessen-Nassau der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland das Gebäude. Heute befindet es sich in Privatbesitz.

Bereits im 16. Jahrhundert wird in einem Einwohnerverzeichnis ein Jude erwähnt. In der Folge übten bis zum frühen 19. Jahrhundert die Landgrafen von Hessen die Schutzherrschaft über die Juden in Fronhausen aus. Die jüdische Bevölkerung wuchs auf fünf Familien mit ca. 46 Personen im 19. Jahrhundert an, darunter gab es Kaufleute, Pferde- und Viehhändler und einen Metzger.

Im 19. Jahrhundert bildeten Roth, Fronhausen und Lohra eine Synagogengemeinde mit Sitz und Synagoge in Roth. Nach Uneinigkeiten traten Fronhausen und Lohra 1881 aus dieser Gemeinde aus und gründeten in Fronhausen eine eigene Synagogengemeinde, wobei Gottesdienste und Schulunterricht vor dem Kauf dieses Hauses in Privathäusern stattfanden. Die Gründung einer Elementarschule wurde 1883 genehmigt, aber bereits 1904 wurde sie wieder aufgelöst.

Im Jahr 1933 lebten fünf Familien mit 21 Personen, darunter neun Kinder, im Ort. Von den bereits erwähnten Deportationen überlebten die zwei Geschwister Jenni und Trude Löwenstein den Holocaust. Sie emigrierten 1946 zu ihren Verwandten in die USA.

Damit endete die jahrhundertealte Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Fronhausen.

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